Kurzrezi: Mission Impossible: Fallout (2018)

Man muss schon einmal bewundernd anerkennen, wie frisch sich die Mission Impossible-Filmreihe nach sechs Teilen und über 20 Jahren noch präsentiert. MI:Fallout konkurriert mit dem Vorgängerfilm MI:Rogue Nation um den Titel „Bester MI-Teil“, ohne Probleme dürfte es wohl aber für den Titel „Bester Actionfilm des Jahres 2018“ reichen. Tom Cruise scheint sich bei Scientology in den letzten Jahren auch noch den letzten miesen Thetan aus dem Leibe auditiert zu haben, Lord Xenu sei Dank, und seine neue Bewusstseinsstufe hat Altern und Abnahme der physischen Kräfte wohl verhindert. Was Cruise im neuen Mission Impossible wieder leistet, ist höchst beeindruckend, zumal diese körperliche Performance mit dem Charisma und der Schauspielkunst eines erfahrenen Mimen einhergehen. Und obwohl MI:Fallout natürlich ganz sein Film ist, lässt er doch auch seinen Mitstreitern Raum, um sich zu profilieren. Eine eitle Ego-Tour muss also niemand befürchten. Zweiter großer Star des Filmes ist Christopher McQuarrie, der als Regisseur sein eigenes großartiges Drehbuch kongenial umsetzte. Kaum möchte man glauben, dass dies erst die vierte Regiearbeit des Mannes ist, angesichts der präzisen, stilsicheren Inszenierung, welche die Actionszenen mit atemloser, brutaler Intensität auf die Leinwand bringt, ohne dass je die Übersicht verloren ginge, und die Spannung und Drama vermittelt, ohne in reißerische Hysterie oder Kitsch zu verfallen. Die angemessen komplexe und wendungsreiche Story vermag bis zum atemberaubenden Finale zu fesseln, das dann die Grenzen der Plausibilität zwar bis zum Äußersten strapaziert, aber für den schweißtreibenden Höhepunkt eines unbedingt sehenswerten Actionthrillers sorgt.

Kurzrezi: John Wick – Chapter 2 (USA 2017)

Weitestgehend äquivalente Fortsetzung zum Action-Überraschungserfolg mit Keanu Reeves, die sich allerdings noch deutlicher als der Vorgänger von der TAKEN-Formel entfernt und seine Assassinen-Mär mit deutlicher Parallelwelt-Schieflage erzählt. Mir persönlich ist die Geschichte zu abstrakt, um emotional angesprochen zu werden, und auch der Action fehlt die dramatische Wucht, die bessere Genrevertreter auszeichnet. Wie im ersten Teil sind Geballer und Kämpfe stylish choreografiert, wobei erst im letzten Drittel der rote Lebenssaft beginnt, vermehrt in attraktiven Fontänen zu sprudeln, bis dahin wird eher clean gestorben.
Von Reeves darf man wieder keine großen Leistungen erwarten, auch sein Charisma- und Coolness-Pegel bleibt im lauwarmen Bereich. Er sieht gut aus, immerhin, so wie auch der gesamte Film, der als Unterhaltungsprodukt damit eine bessere Figur abgibt als diverse andere Altherren-Actionfeste; GUNMAN, I AM WRATH oder 3 DAYS TO KILL dürfen sich hier zum Beispiel angesprochen fühlen.

Rezi: Alien Covenant (USA 2017)

Willkommen zurück in der Welt von PROMETHEUS, einer Welt, in der verantwortungsvolles Handeln ein unbekanntes Konzept ist; einer Welt, in der Überlegungen von unbegreiflichen Impulsen ersetzt werden; einer Welt, in der konsequent und zum Zeitpunkt des Geschehens stets erkennbar die falschen Entscheidungen getroffen werden. ALIEN: COVENANT wartet mit all dem inhaltlichen Schwachsinn seines Vorgängers auf, erspart dem Zuschauer jedoch das moralische Dilemma, sich aufgrund der einzigartigen Atmosphäre oder seines herausragenden Designs dennoch für den Film begeistern zu müssen. Vielleicht ist es ja eher dem im Vergleich zu PROMETHEUS knapperen Budget und weniger einer fehlgeleiteten künstlerischen Vision von Regisseur Ridley Scott geschuldet, aber das zusammengewürfelt wirkende visuelle Konzept von ALIEN: COVENANT vermag keinerlei Euphorie zu erzeugen. Vom unschlüssig zwischen abgegriffener ALIEN-Tradition und High-Tech-Moderne designten Schiff über den europäischen Mischwald, der den reichlich irdisch wirkenden fremden Planeten begraugrünt bis zu den preiswert wirkenden Einstellungen von Alien-Artefakten, ein einleuchtender kreativer roter Faden ist hier nicht zu erkennen. Und hinter all den faden Ideen, uninspirierten inhaltlichen Entwicklungen und idiotischen Aktionen versinken die Ambitionen des Regisseurs, hier eine Fabel von Gott und Mensch, Schöpfer und Geschöpf, von Frankenstein und seinem Monster, das selbst Frankenstein werden möchte, zu erzählen, in der Bedeutungslosigkeit.
Immerhin hält Scott die dramaturgischen Zügel abseits von wenigen fragwürdigen Montage-Entscheidungen (Ist es ein Flashback? Ist es ein Traum?) einigermaßen fest in den Händen, Langeweile kommt in der SF-Gruselmär (auch dank billiger Spannungsschinderei) also nicht auf. Den Darstellern kann gar kein Vorwurf gemacht werden, fehlende Sympathie oder mangelndes Verständnis für die Figuren muss eher der oberflächlichen bis schwachsinnigen Charakterzeichnung als dem Schauspiel zugeschrieben werden. Und in der zweiten Hälfte kommt dann doch wieder etwas von der klassischen ALIEN-Atmospäre auf, auch wenn die Twists und Schocks allesamt erwartbar sind. Nostalgiker freuen sich zudem über den sich großzügig beim Jerry Goldsmith-Score des Originals entlehnten Soundtrack, der die vertrauten Klänge mit Motiven aus PROMETHEUS und unauffälligen neuen Themen verknüpft. Doch nur der völlig Nostalgietrunkene wird sich durch diesen offensichtlichen Fanservice den Blick darauf verschleiern lassen, dass ALIEN: COVENANT eine bittere Enttäuschung, ein dämlicher Monsterschlocker und kein guter Film ist.

Rezi: Interstellar (USA 2014)

Von Sternen und Menschen

Die ersten Trailer entzückten mich nicht. Schmieriges Familiendrama versprachen sie, das mit der Last seiner Tränen eine ambitionierte Science Fiction-Geschichte erdrücken würde.
Heraus gekommen ist allerdings eine fast unglaubliche Symbiose aus Drama und Science Fiction, ein Film, der große Probleme anspricht und wichtige Fragen stellt, über der Größe seiner Ambitionen aber nie die Charaktere und ihre Bindungen untereinander vergisst.
Die erste halbe Stunde etabliert mit geschickt gewählten, prägnanten Momenten eine enge, emotionale Beziehung zwischen dem zentralen Protagonisten, dem alleinerziehenden Vater, Ex-Astronauten und jetzigem Farmer Cooper, und seiner Tochter. Es wird deutlich und fühlbar, dass der Vater natürlich auch seinen Sohn liebt, mit der normalen elterlichen Liebe, wie sie eben sein sollte, so normal wie auch der Name des Sohnes, Tom. Seine Tochter hingegen trägt den Namen Murphy, benannt nach Murphys Gesetz, dem zufolge alles, was passieren kann, auch passieren wird. Und so außergewöhnlich wie ihr Name ist dieses Mädchen auch, das sich mit ihren Klassenkameraden anlegt, weil sie nicht an die neuen Geschichtsbücher glaubt, in denen die Leistungen der Vergangenheit geleugnet und kleingeredet werde, das in ihrem Zimmer einen Geist wahrzunehmen vermeint und die ihrem Vater in einem Maße vertraut, das ihre Enttäuschung, als Cooper die Familie verlässt, um im Weltall eine Zukunft für die dem Untergang geweihte Menschheit zu suchen, um so schmerzhafter macht.
Jede dramatische Entscheidung, die während des Raumfluges getroffen wird, muss sich vor dem Hintergrund dieser Vater-Tochter-Beziehung beurteilen lassen, jeder Fehler erscheint tragischer, als er es ohnehin schon ist, und Christopher Nolan gelingt es, diese Dramatik deutlich und fühlbar zu machen, ohne allzu tief in den Kitschtopf des Melodramas greifen zu müssen.
Die für den Regisseur typische unterkühlte Farbpalette impliziert Seriosität, die Bilder sind beeindruckend, ohne zu überwältigen, Hans Zimmer intensiviert die emotionale Erfahrung mit einem seiner besten Soundtrack, in dem vor allem ein hypnotisches Orgelthema den transportierten Gefühlen zusätzliche Wucht verleiht und zugleich Erinnerungen an das finale Crescendo im legendären „Also sprach Zarathustra“-Thema aus 2001 – A SPACE ODYSSEY anklingen lässt.
Natürlich spukt der Geist dieses Meisterwerks ohnehin des Öfteren durch INTERSTELLAR, was sich bei dieser Thematik aber auch kaum vermeiden lässt und nicht als Nachteil aufgefasst werden sollte.
So perfekt und visionär wie Kubricks Klassiker ist INTERSTELLAR dann aber nicht, dafür um einiges unterhaltsamer. Ähnlich wie Danny Boyles SUNSHINE opfert auch Christopher Nolans Film regelmäßig Glaubwürdigkeit und Plausibilität auf dem Altar der Spannung, und dass man einem Astronauten, der schon auf dem Weg in ein Wurmloch ist, tatsächlich noch einmal die Wirkungsweise eines solchen mit dem schon hundertfach gesehenen Beispiel vom Blatt Papier mit den zwei Punkten demonstrieren muss, erscheint schon etwas albern.
Die Stärken INTERSTELLARS sprechen aber ohnehin eher Herz und Sinne an, ohne dass sich das Hirn jedoch beleidigt vorkommen muss. Nolan hat mit seinem stets überzeugenden Darstellerensemble einen klugen Film produziert. Und zu entdecken gibt es viel, viel zu diskutieren, viel zu grübeln. Nachhallen werden aber vor allem die Gefühle, erinnern wird man sich an die Figuren, nicht an die Maschinen.

Rezi: Fifty Shades of Grey (USA 2015)

Das Schaf im Wolfspelz

Erinnert sich noch jemand an THE TRANSPORTER? „A deal is a deal!“, pflegte Jason Statham als titelgebender Chauffeur für jede Gelegenheit immer zu sagen, nur um dann beim ersten Anzeichen moralischer Skrupel auf den Deal zu pfeifen und dem Ruf des Gewissens zu folgen. Nun, hinsichtlich seiner Prinzipientreue ist auch Christian Grey ein Transporter. „I don’t make love! I fuck! Hard!“ Ach, wenn’s doch nur so wäre. Denn unter der aalglatten American Psycho-Gedächtnisvisage versteckt sich ein Kuschelbär, der doch nur die ödipale Mixtur aus Gespielin und Mutti benötigt, um die Maske abzusetzen und zum Schwiegermutterliebling zu mutieren. Dass der hauptberufliche Softcoresadist im Nebenamt auch noch Multimilliardär ist, macht die Figur des männlichen Protagonisten natürlich extrem menschlich, ebenso seine Vorliebe für nur die teuersten Autos, die edelsten Speisen und die ausgefallensten Hobbys.
Kein Wunder also, dass die naive Anastasia Steele sich trotz der drohenden Abgründe rettungslos in ihn verliebt. Und der schlimme Christian wird ihr nicht nur die Jungfräulichkeit rauben, nein, böse, ganz böse Dinge wird er mit ihr anstellen. Verträge wird sie unterschreiben und sich ob ihres ständigen Auf-die-Lippe-Beißens tadeln lassen müssen, und hui, ihren Hintern wird sie ein wenig versohlt bekommen. FIFTY SHADES OF GREY ist also nichts für Zartbesaitete. Besonders hart im Nehmen sollte man allerdings bezüglich der Dialoge sein, denn die werden gerade in der zweiten Filmhälfte zum wahren Martyrium.
Dabei erspart uns die Leinwandadaption des ersten Teils der Bestseller-Trilogie schon einen Gutteil der verbalen Peinlichkeiten, mit denen der Roman aufwartet. In diesem käut die Ich-Erzählerin ja ihre mäßig interessanten Befindlichkeiten in erschreckender Spracharmut wieder und wieder bis zum Überdruss. Der in eleganten Bildern, die trotz allen Hochglanzchics nicht frei von Wärme sind, erzählte Film hingegen erspart uns diesen sprachlichen Offenbarungseid und vertraut auf die Leistung seiner Hauptdarsteller, um die gegenseitige Faszination der beiden Protagonisten fassbar zu machen. Und gerade bei Anastasia Steele gelingt es ihm ausgesprochen gut. Dakota Johnson erweist sich als wahrer Glücksgriff, man kauft ihr trotz offensichtlichen guten Aussehens die naive graue Maus ab, die den Pelz des Unscheinbaren nach und nach ablegt. Ihr verlegenes Kichern, ihr Augensenken, ihre Erregung wirken natürlich und – im Rahmen des hier Möglichen – glaubwürdig. Jamie Dornan gelingt Gleiches nicht im selben Maße, um seiner von Autorin E L James – offenkundig begnadete Küchenpsychologin – grobschlächtig zusammen gezimmerten Figur Fassbarkeit und Wärme zu verleihen, hätte es aber wahrscheinlich auch eines Schauspieltitanen bedurft. Vorwiegend darf er süffisant lächeln und grinsen oder bei Bedarf die gute Anastasia strafend anschauen.
Was gibt’s noch zu erwähnen? Ach ja, den Sex. Von dem gibt’s einigen, und auch er profitiert in hohem Maße davon, dass das unbeholfene und sich ständig wiederholende Gestammel der Autorin durch gediegene Bilder und effektive Inszenierung ersetzt wurde. Im Buch ist der Sex eine spärlich variierte Abfolge von Standards, in denen Anastasia gerne im Moment höchster Erregung sprachliche Kostbarkeiten wie „It’s so erotic!“ absondert und alle wollüstigen Handgreiflichkeiten als „delicious“ und „exquisite“ beschrieben werden. I shit you not, häufiger als in diesem Werk hat man diese beiden Attribute sicher noch nirgendwo gelesen. Um so schöner, dass man bei der Verfilmung den Sex vornehmlich sieht und weniger hört, obwohl sich eine kleine Auswahl dümmlicher Plattheiten dennoch hinein verirrt haben. Man kann den mit typisch amerikanischer notgeiler Prüderie angerichteten Sexszenen eine gewisse Sinnlichkeit nicht absprechen, zumal die beiden Hauptdarsteller dem geneigten Zuschauerauge durchaus schmeicheln. Es ist ein Hollywoodfilm, Skandalöses braucht man also nicht erwarten, in vielen HBO- oder SHOWTIME-Serien geht es um einiges deftiger zur Sache. Und die vielleicht noch netteste Szene des Buches – die mit den zwei Kugeln – hat man leider ganz gestrichen. Schade eigentlich!
Angesichts der dürftigen Vorlage hätte FIFTY SHADES OF GREY das Potenzial zum ganz großen Reinfall gehabt. Dass der Film das nicht geworden ist, verdankt er den Darstellern, der effektiven, stilsicheren Inszenierung, Danny Elfmans atmosphärischem Score und den passend ausgewählten Musikstücken. Der Thomas Tallis-Choral – immerhin auch im Roman erwähnt – erhebt beispielsweise die Redroom-Szene, in der Christian Grey die Gerte sprechen lässt, fast schon in künstlerische Höhen.
Ein guter Film ist der Erotikblockbuster selbstverständlich dennoch nicht, zu langweilig sind die Charaktere, zu abgeschmackt die Story, zu dumm manche Dialogzeile, zu unehrlich die Aufarbeitung der BDSM-Materie. Wer sich für Letzteres interessiert, kann auf eine Vielzahl besserer Alternativen zurück greifen, unter denen SECRETARY mit James Spader und Maggie Gyllenhal sicher die bekannteste ist.
Wer sich aber auf eine Schmonzette mit dem gewissen Kink-Faktor einlassen möchte, kann das hier unbesorgt tun. FIFTY SHADES OF GREY ist unterhaltsam, lustig (und nicht immer unfreiwillig), niedlich, sexy, dumm und harmlos. Und ohne Hype hätte er vermutlich auch weniger Häme erfahren. Der kommerzielle Erfolg wird alle Beteiligten aber vermutlich trotz dieser Häme ruhig schlafen lassen. Ich missgönne es ihnen nicht.

Kurzrezi: Edge of Tomorrow (USA 2014)

Man kann ja über Tom Cruise, insbesondere seine Betätigungen bei Scientology, sagen, was man möchte, er ist aber doch ein guter Schauspieler und vor allem einer der letzten Garanten für großes Hollywood-Kino. Auch EDGE OF TOMORROW bietet selbiges, und erfreulicherweise bezieht sich die Größe nicht nur auf hohle Schauwerte, sondern in diesem Falle auch auf die zugrunde liegende Science-Fiction-Geschichte mit dem speziellen Twist (die japanische Light Novel ALL YOU NEED IS KILL) und das daraus geschickt geknüpfte, erfreulich humorvoll erzählte und sich dennoch selbst ernst nehmende Drehbuch. BOURNE IDENTITY-Regisseur Doug Liman liefert mit EDGE OF TOMMOROW seinen bislang besten Film ab, eine originelle Abwandlung des klassischen Alien-Invasions-Themas, die Raum bietet zur Entfaltung des Hauptcharakters, welchem mit Emily Blunts Full Metal Bitch ein starker weiblicher Charakter zur Seite gestellt wird. Natürlich wird viel geschossen, geschrien, geblutet und zerstückelt im Film (alles mit der gewissen PG-13-Reinlichkeit), aber unter dem Spektakel schlägt ein menschliches Herz, dass nicht nur töten sondern auch lieben möchte. Und obwohl nur ein Kuss geteilt wird, ist EDGE OF TOMORROW in seiner zweiten Hälfte ein von tragischer Romantik erfüllter Film, so man sich von Alienhorden und explodierenden Hubschraubern (Yeah!) nicht blenden lässt.

Kurzrezi: Fury (USA 2014)

Statt rauhen Großstadtstraßen und zwielichtigen Polizisten widmet sich STREET KINGS und SABOTAGE-Regisseur David Ayer in FURY dem zweiten Weltkrieg in seinen letzten Tagen. Fury ist dabei nicht etwa ein Pferd, wie man vielleicht argwöhnen möchte (vermutlich der Grund, warum man den Film in Deutschland in HERZ AUS STAHL umgetauft hat), sondern der Name des Panzers, in dem die Helden durch Deutschland rattern. Und eine Spazierfahrt ist es nicht, sondern eher eine Fahrt in die Hölle, deren Unmenschlichkeit auch die US-Soldaten zu entmenschlichen droht. Den Umständen entsprechend geht es grausam zur Sache, und der Film blendet dabei auch nicht ab. Dennoch gibt es immer wieder Momente der Besinnung, der trügerischen Ruhe, denen meist ein böses Erwachen folgt. Durch den Fokus auf die Besatzung nur eines Panzers gelingt FURY, was so vielen Kriegsfilmen schwer fällt, nämlich unterscheidbare, prägnante Charaktere zu etablieren, deren Schicksal der Zuschauer mit Anteilnahme folgt. Das sensible Drehbuch trägt zu diesem Erfolg ebenso bei wie die sehr guten Darstellerleistungen und die eindringliche Inszenierung.
Vielleicht ist FURY keiner der ganz, ganz großen Kriegsfilme, dafür macht das brutale Abschlachten von SS-Bütteln dann doch zuviel Freude, ein hochkarätiger Genrevertreter ist es aber geworden.

Kurzrezi: Jupiter Ascending (USA 2015)

Ein neuer STAR WARS wollte diese inhaltlich fragwürdige Space Opera der MATRIX-Schöpfer wohl sein, geworden ist sie jedoch eher der neue MASTERS OF THE UNIVERSE. Immerhin, die Schauwerte sind gigantisch, die Action kreativ und fantasievoll inszeniert, und es gibt so einiges davon. Welt und Story hätten Potential, könnten zumindest ein DUNE für dieses Jahrzehnt sein, doch bleibt die Schilderung leider stets an der Oberfläche, der Funke der Begeisterung oder auch nur gesteigerten Interesses springt nicht über. Auch das wäre jedoch zu verschmerzen, das größte Manko dieses verrückten Projektes, von dem man sich fragt, aus welchen Gründen es wohl finanziert wurde, ist jedoch das Drehbuch, insbesondere die Dialoge. Dümmliche Glückskeksweisheiten und banalste Gemeinplätze werden über endlos erscheinende Minuten gestreckt und bremsen das Tempo dabei jedes Mal kräftig aus. Ich geb zu, die nächste Actionszene hat mich dann meist wieder versöhnt, wer sich also an zerstörten Hochhäusern, Raumschiffschlachten und exotischer kosmischer Architektur sowie ihrer Verwüstung erbauen kann, dem sei eine Sichtung ans Herz gelegt. Wer Spannung, Tiefe oder interessante Charaktere sucht, wird bei der Konkurrenz wohl eher fündig.

Trashrezi: Nick Fury – Agent Of Shield (USA 1998)

Man sollte denken, ein TV-Film über den Marvel-Helden mit David Hasselhoff als Samuel L.Jackson wäre ein großer irrer Spaß, und immerhin, irre ist dieser fehlgeschlagene Pilotfilm aus dem Jahre 1998 auch. Es ist ein Werk mit echten Helden, Helden, die die ganze Zeit so angestrengt starren, als säße ihnen ein Riesenbolzen im Pöter, den hinauszupressen sie sich nun schon seit Stunden vergeblich mühen. Es ist ein Film mit Helden, die vor lauter Heldentum und tief innewohnender beruflicher Beseeltheit schon bei der kleinsten Anstrengung keuchen und schwitzen, als ginge es um ihr Leben. Gegnerin von The Hoff ist eine arische Blondine, die nach guter alter Manier ihre teuflischen Pläne mit ebenso teuflischem Gelächter begleitet, während des Hoffs Vorgesetzter, immerhin der Charakter, der im zweiten CAPTAIN AMERICA von Robert Redford gespielt wurde, ein behämmert dreinblickender, übellauniger und hübsch kleinkarierter Hysteriker – immer kurz vor dem Explodieren – ist, dargestellt selbstredend mit erfrischendem Mangel an Talent.
Das Drehbuch stammt übrigens von niemand geringerem als David Goyer, der auch Christopher Nolans DARK KNIGHT-Trilogie geschrieben hat. Es muss aber angemerkt werden, dass das NICK FURY-Script etwas weniger gut ist.
Die Handlung ist hochuninteressant, die Dialoge sind erbärmlich, besonders erbärmlich die One-liner, Action gibt’s fast keine, die Laufzeit erscheint verdammt lang. Also unbedingt anschauen!

Kurzrezi: Wyrmwood – Road of the Dead (Australien 2015)

Die Zombies wüten wieder, dieses Mal down under. Dem australischen Setting verdankt WYRMWOOD seine spezielle Atmosphäre, die urigen Ozzies sind eben doch etwas anders drauf als die Amis. Doch auch abseits des Lokalkolorits kann das blutige Geschnetzel gefallen, kombinieren die Filmemacher doch ganz geschickt Erprobtes und Gerngesehenes mit neuen Twists und Einfällen, so dass eine wohlbekömmliche Gekrösemahlzeit dabei rauskommt. Allenfalls der gelegentliche CGI-Gore nervt, aber das ist man ja von modernen Splatterfilmen leider gewohnt. Gibt aber auch liebevoll handgemachte Sauereien.
Fans von rennenden Untoten schauen mal rein!